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"Der Weinberg will jeden Tag seinen Winzer sehen"

Interview mit dem Neuburger Winzer Josef Tremml

10.09.2024

Edle Tropfen haben im Herbst wieder Hochsaison. Gespannt darf man auf den neuen Jahrgang von Winzer Josef Tremml sein, der im Eulatal bei Neuburg einen kleinen Weinberg bewirtschaftet und hochinteressante Weinseminare abhält. Im Interview verrät er, was den Neuburger Wein besonders macht.

Warum sind Sie Winzer geworden und woher kommt Ihre Leidenschaft für den Weinanbau?

Ich war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung und wollte gleichzeitig die Kultur des Weinbaues wiederaufleben lassen. Dass die Wahl auf den Wein fiel liegt daran, dass bei seiner Entstehung keine Zusatzstoffe nötig sind. Alles was der Wein braucht kommt aus der Traube. Die richtige Leidenschaft hat sich dann mit den Aufgaben entwickelt, denn kein Jahr ist gleich, es ist eine sehr abwechslungsreiche Arbeit in der Natur.

Welche Rolle spielt der Herbst für den Weinanbau?

Tatsächlich ist der Spätsommer heute das, was früher der Herbst für den Weinanbau war. Früher reiften die Trauben noch bis in den Oktober hinein, jetzt findet die Weinlese schon viel früher, im September statt. Alles hat sich nach vorne verlegt, der Herbst steht eigentlich nur noch sinnbildlich für die Ernte.

Was mögen Sie an Ihrem Beruf am meisten?

Einfach die Arbeit in der Natur, den direkten Kontakt mit meinen Rebstöcken. Mein Weinanbau ist reine Handarbeit, ich verbringe die meiste Zeit im Weinberg und kenne meine Reben, bin also immer mit ihnen in Kontakt. „Der Weinberg will jeden Tag seinen Winzer sehen“ heißt es in einem alten Spruch, und das lebe ich auch. Man wächst auch mit seinem Weinberg mit. Dass sich diese Arbeit lohnt hab ich mir jetzt durch eine Auszeichnung als einen der besten Weine der PIWI International bestätigen können, eine große Anerkennung für jahrelange Arbeit.

 

 

 

 

 

Was ist Ihr persönlicher Lieblingswein und wo genießen Sie ihn am liebsten?

Da muss ich ehrlich sein, mein Vinum Venaculum, der Bodenständige, ist mein absoluter Lieblingswein – er bedeutet für mich Ja sagen, Ja zum Wein, zu Neuburg und zum Leben. Am liebsten genieße ich ihn direkt in der Natur meines Weinbergs, nach getanter Arbeit mit einer leckeren Brotzeit. Als Lohn der Arbeit sozusagen, da schmeckt er einfach am besten. Allgemein finde ich, dass Wein draußen in der Natur am besten schmeckt, denn aus ihr stammt er ja auch.

Was macht Ihren Wein(berg) zu etwas ganz Besonderem?

Mein Weinberg wird in reiner Handarbeit betrieben, ich kenne jeden Rebstock und seine Trauben – das schmeckt man auch. Natürlich hebt ihn auch die Südlage auf einem Jurafelsen hervor – der Jura beeinflusst den Weinbau enorm, das Gestein dient als Wasserspeicher und gibt den Reben ihre Stärke. Meine alten Reben oder Obstbäume, die schon tiefgewurzelt haben, brauche ich gar nicht mehr bewässern, sie holen sich alles was sie brauchen aus dem Jura.

Ein persönlicher Tipp: was ist Ihre Weinempfehlung für den Herbst?

Zum Herbst passt perfekt etwas Kräftigeres, ein Rotwein mit einer leckeren Brotzeit oder einem Wildgericht. Ich komme ja aus dem bayerischen Wald und bin deswegen auch ein absoluter Kartoffelfan – bei mir gibt’s dann oft ein leckeres Kartoffelgericht mit einem passenden Weißwein.

 

Wer neugierig geworden ist, kann auch eine Weinverkostung mit Winzer Josef Tremml buchen – im Mai 2025 geht es wieder los!